Corona 5 Gründe, warum du jetzt NICHT dein Studium abbrechen solltest

Ein Studium ist immer eine herausfordernde Angelegenheit. Ob es um Prüfungen, schwierige Seminare oder die Finanzierung geht – manchmal wünscht man sich einfach, dass es vorbei ist.
Die aktuelle Coronakrise kann dieses Gefühl noch verstärken. Darum solltest du dein Studium trotzdem nicht abbrechen:

1. Keine Sorge um deinen Lebenslauf: Alle sind in der Krise

Es gibt viele Gründe, warum das Studium aktuell nicht so weiterläuft, wie geplant. Auslandsaufenthalte fallen aus, Nebenjobs fallen weg, das digitale Angebot ist unzureichend, die Uni überfordert und und und. Die Liste der Probleme ist so komplex, dass wir gar nicht alle einzeln aufzählen können. Und ja, die einen haben weniger Probleme als andere. Trotzdem: Wenn sich durch Corona Lücken in deinem Lebenslauf auftun, du vielleicht länger studieren musst oder gerade gar nicht wirklich studieren kannst, Arbeitgeber sollten dafür Verständnis haben, denn alle sind von der Krise betroffen. Eine weltweite Pandemie ist absolut eine legitime Rechtfertigung für Lücken im Lebenslauf!

2. Ein Studium zahlt sich aus

Ein Faktor der den Studienabbruch maßgeblich beeinflusst: die Finanzierung. Insbesondere wenn die Familie nicht alle Kosten übernehmen kann, sind Bafög, Stipendien oder Kredite gefordert, diese Lücke auszugleichen. Der Gedanke dabei, Schulden machen zu müssen, ist für viele ein rotes Tuch. Katja Urbatsch, Gründerin von ArbeiterKind.de, kommentierte in unserer Diskussion zum Thema Chancengleichheit: „Für unsere Zielgruppe ist ja Bafög schon ein riesiges Problem, weil das Schulden sind. Und gerade die, die aus finanzschwachen Familien kommen, haben große Angst vor Schulden. Und wir müssen schon sehr viel Überzeugungsarbeit leisten, dass die überhaupt Bafög in Anspruch nehmen.“

Die Folge für viele: Entweder man beginnt erst gar kein Studium, überarbeitet sich in Nebenjobs oder bricht ab. Klar, mit Anfang 20 und wenig Geld ist es schwer sich vorzustellen, dass mehrere Tausend Euro irgendwann nicht mehr so viel Geld sind, aber: dein Studium zahlt sich aus! Nach zwei Jahren Berufserfahrung verdienen Akademiker/innen im Durchschnitt 46. 093 Euro, Nicht-Akademiker 34. 443 Euro– (Stepstone Gehaltsreport 2020). Die Wahrscheinlichkeit mit einer akademischen Ausbildung einen Job zu bekommen, der es dir ermöglicht, Studienschulden abzubezahlen, ist sehr hoch!

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3. Ein Studium schafft wichtiges, unvergleichliches Orientierungswissen

Je nach Studienfach ist es mal mehr oder weniger einfach zu sagen, was man überhaupt lernt und wofür man das Gelernte überhaupt braucht: hier eine Theorie, da ein Text, unzählige Schreibarbeiten und Recherchen. Das kann frustrierend sein und den Wunsch nach etwas „Handfestem“ verstärken. Neben faktischem Wissen, ist das große Learning während dem Studium aber vor allem die Aneignung von Orientierungswissen. Das bedeutet: Erlerntes in Kontexte setzen, die Fähigkeit zur Reflexion und die Erkenntnis über Wissensressourcen, also das Wissen darüber, wo man nach bestimmten Antworten suchen muss. Orientierungswissen ermöglicht es einem, auch schwierige und unsichere Situationen einfacher anzunehmen und sich schnell verändernden Verhältnissen schneller anzupassen.

4. Veränderungen können Angst machen, verhelfen aber auch zur Transformation

Angesichts der Krise ist ist vieles ungeklärt, was das Gefühl der Unsicherheit nur weiter verstärkt. Deswegen ein Reminder: Wir haben es mit einer Krise zu tun, die noch niemand erlebt habt. Effektive Lösungen brauchen manchmal mehr Zeit, aber auch Ideen, um sie umzusetzen. Deine Uni, die Dozent/Innen und andere Ansprechpartner/Innen sind zum Teil genauso überfordert wie du und das wird wahrscheinlich auch noch eine Weile so weitergehen. Diese Lage ist aber auch eine Chance zur Veränderung. Denn jetzt wird konkret erprobt, wie beispielsweise digitale Angeboten funktionieren, ob sie funktionieren und wo die Probleme liegen. Wenn du mentale und zeitliche Kapazitäten hast, ist vielleicht jetzt der Richtige Zeitpunkt um dich bei Fachschaften oder dem AStA zu beteiligen, um Veränderungen voran zu bringen.

5. Es gibt Beratungsstellen, die dich gezielt unterstützen können

Insbesondere Student/Innen aus Arbeiterfamilien oder Menschen die von Diskriminierung betroffen sind, haben es im akademischen Umfeld schwerer als andere. Die (soziale) Herkunft bestimmt weiterhin, wie Karrieren verlaufen und ob das Studium tendenziell eher abgebrochen wird. Die Coronakrise verstärkt dieses Problem massiv und macht sichtbar, wie Privilegien verteilt sind. Wenn du davon betroffen bist, mach dir klar: du bist nicht alleine! Es gibt Beratungsstellen wie InteGREATer e.V., ArbeiterKind.de oder ??? die dir gezielt helfen können und dich unterstützen, die Krise zu überstehen.

Die Diskussion zu „Chancengerechtigkeit und Coronakrise“findest du übrigens online auf unserem YouTube Kanal.

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1 Kommentar
  1. Julian
    Julian sagte:

    Ich werde im Sommersemester in meinem Studium mehr Online-Semester studiert haben als Offline-Semester.

    Meiner Erfahrung nach kann die Uni keinesfalls mit Überforderung argumentieren – wir sind nun ÜBER EIN JAHR in der Pandemie, und es hat sich doch überhaupt nichts verändert. Die Lasten tragen hauptsächlich die Studierenden – die DozentInnen ziehen eiskalt den Stiefel durch, als ob nichts wäre.

    Es wird absolut keine Rücksicht genommen. Das ist ein Managementdesaster sondergleichen.

    „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“, so handeln die RektorInnen doch seit Anfang der Pandemie. Geld vom Staat bekommen für die Institute, aber nicht ein Mindestmaß an qualitativer Lehre vor Ort ermöglichen. Wieviele Monate hatte man für Konzepte? Irgendetwas?

    Niemand setzt sich für die zigtausenden Studierenden ein. Doch die Beiträge werden fraglos, inklusive Semesterticket, weiter erhoben, auch wenn die öffentlichen Verkehrsmittel ja viel weniger oder gar nicht genutzt werden.

    Selbstständige, Einzelhändler, GastronomInnen, Kulturschaffende und Studierende sind wirklich komplett gekniffen in der Pandemie.

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