Lernstrategien Grundsätze und spezielle Techniken

Beim Lernen gelten einige Grundsätze: Verknüpfen, Strukturieren, Wiederholen. Aber auch spezielle Lerntechniken, zum Beispiel Mind Mapping oder Mnemotechniken können helfen, Wissen sinnvoll aufzubereiten und sich dauerhaft einzuprägen.

Wie geht man an Wissen heran und wie eignet man es sich mit möglichst wenig Aufwand zuverlässig an? Bei der Gestaltung des Lernens kommt es auf den Stoff an, auf den zeitlichen Rahmen, auf die Art und Ausrichtung der Prüfung sowie auf die persönlichen Stärken und Vorlieben. Eine Vielzahl von Lernstrategien stehen Studenten zur Verfügung. Manche davon gehen bis in die Antike zurück.

Lernen durch Verknüpfen

Das leuchtet ein: Durch systematisches Üben und Wiederholen prägt sich der Lernstoff ein. Eine wichtige Regel lautet, den Lernstoff in kleine Einheiten einzuteilen. Nachdem ein Lernvorgang beendet ist, wird schnell wieder vergessen – die Vergessenskurve flacht jedoch mit jedem Lernvorgang ab, bis schließlich nichts mehr vergessen wird. Ein „überlernen“ bringt nichts. Empfehlenswert sind regelmäßige Wiederholungen in größeren zeitlichen Abständen mit jeweils wenigen Lerndurchgängen. Ähnlichen Lernstoff solltest du wenn möglich nicht unmittelbar hintereinander lernen. Häufige kurze Lernpausen sind oftmals sehr hilfreich.

Lernen durch Strukturieren

Lernstoff prägt sich auch gut ein, indem man über ihn nachdenkt, ihn ordnet und gliedert. Versuche den Stoff in Hauptblöcke zu gliedern, denen die Einzelheiten untergeordnet werden. Wenn durch den Stoff keine Oberbegriffe vorgegeben sind, kannst du versuchen selbst welche zu bilden. Wenn du den Lernstoff hierarchisch gliederst, werden selbst komplexe Stoffmengen überschaubar.

Memorierendes Lernen

In der Regel musst du für Prüfungen viele Fakten schlichtweg auswendig im Kopf haben. Ein sinnvolles Verfahren, sich Fakten anzueignen, kann so aussehen:

  • In einem ersten Schritt stellst du den Lernstoff zusammen: Bücher, Aufsätze, Mitschriften, Skripte, Arbeitsblätter.
  • In einem zweiten Schritt entwirfst du für deinen Lernstoff eine Gliederung. Welche gedankliche Struktur hat der Stoff? Wie würde ein Inhaltsverzeichnis dazu aussehen?
  • Dann formulierst du die Gliederungspunkte in Fragen um. Welche Fragen wirft der Lernstoff auf? Wie würdest du einen Kommilitonen zum Lernstoff befragen?
  • Stell dir selbst die Fragen und formuliere die Antworten aus. Teilweise werden deine Prüfungen aus Fragen bestehen, die du selbst schon vorher rekonstruieren konntest, wenn du den Lernstoff sinnvoll gegliedert und die Gliederungspunkte in Fragen umformuliert hast.
  • Wenn du bei der Beantwortung der an dich selbst gestellten Fragen auf Wissenslücken stößt, solltest du diese Begriffe kennzeichnen und weitere Fragen dazu formulieren.
  • Eine Möglichkeit der Zusammenfassung sind Karteikarten. Auf ihnen werden die wichtigsten Stichpunkte festgehalten. Auf die Vorderseite kommt eine Frage oder ein Begriff – auf die Rückseite die Antwort bzw. die Begriffserklärung. Karteikarten haben den Vorteil, dass man den eigenen Lernstand leicht überprüfen kann. Die Karten, deren Rückseite du parat hast und nicht mehr nachlesen musst, legest du zur Seite, bis nach und nach immer weniger Karteikarten übrig bleiben.

Spezielle Lerntechniken: Mind Mapping

Mind Mapping gehört derzeit zu den stark propagierten Lernstrategien. Ziel des Mind Mappings ist es, den Wissensstoff in größere Zusammenhänge einzuordnen und zu visualisieren, wie Themen und Begriffe in Beziehung zueinander stehen. Diese visualisierte Wissensstruktur, die Darstellung eines Sinngewebes, erleichtert das Einprägen.

Beim Mind Mapping benutzt du Blätter im Querformat. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass das Querformat sofort mit einem Bild assoziiert wird und der Blick sich in die Mitte statt nach links oben richtet. Das allein kann bereits Denkblockaden lösen – die rechte Gehirnhälfte – so die Theorie – wird stärker in das Lernen einbezogen. Im Laufe des Lesens wird der Stoff auf seine zentralen Stichworte überprüft. Das Zentralwort kommt in die Mitte und du kannst es beispielsweise farbig hervorheben – auch das spricht die rechte Gehirnhälfte an. Auf die Linien, die vom Zentralwort weg führen, kommen die Schlüsselwörter. Die Linie sollte dabei nur so lang wie das Wort selbst sein. Vom jeweiligen Schlüsselwort können weitere Zweige mit Begriffen weg führen. Wichtig ist die zusammenhängende Darstellung der Äste und Zweige. Die Priorität der Stichworte nimmt von innen nach außen ab.

Natürlich passt ein umfangreicher Lernstoff in der Regel nicht auf eine einzige Mind Map. Einzelne Stichwörter dienen dann als Zentralwörter für weitere Mind Maps, was du auf der vorhergehenden Mind Map markierst. Kleine Bildchen und verschiedene Farben unterstützen das Gehirn dabei, später die richtigen Verknüpfungen herzustellen. Wichtig zu wissen: Mind Maps sind sehr individuell und sollen dir persönlich helfen. Verschiedene Menschen fertigen zum selben Text möglicherweise ganz verschiedene Mind Maps an.

Ishikawa-Diagramm

Diese Methode visualisiert ebenfalls gedankliche Schritte und eignet sich besonders gut für die Darstellung von Ursachen und Wirkungen. Im Mittelpunkt steht weniger das gedankliche Konstrukt, sondern vielmehr der Ablauf eines Prozesses. Die beschrifteten Zweige und Äste werden jedoch nicht kreisförmig um einen Begriff angelegt, sondern entlang einer Linie mit Ausgangspunkt und Ziel. Da die entstehende Grafik den Gräten eines Fischs ähnlich sieht, wird sie auch Fischgrätenschema genannt.

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Mnemotechniken

Mneme kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Gedächtnis“, „Erinnerung“. Die grundsätzliche Funktionsweise von so genannten Mnemotechniken besteht darin, dass Erinnerungen oftmals durch andere Erinnerungen oder spontane Ereignisse abgerufen werden. Alle Erfahrungen, die wir machen, werden im Hirn gespeichert. Assoziationen (zum Beispiel Gegensätze, Wortfelder) sind fest in unserem Gehirn verankert: Denkt man an eine Wüste, fallen einem dazu vielleicht sofort Hitze und Skorpione ein. Diese Fähigkeit des Hirns kannst du dir beim Lernen zu Nutze machen. Dinge werden gedanklich so verknüpft, dass die Erinnerung an das Eine mit der Erinnerung an das Andere verbunden wird. Mnemotechniken zielen weniger auf das Verständnis von Wissen ab, als auf das Einprägen von abstrakten Fakten. Im Gehirn werden so genannte Anker angelegt, die mit Informationen verknüpft werden.

Eine bekannte Mnemotechnik ist die Loci-Methode. Überlege dir einen Weg, den du sehr gut kennst. Die Wegstrecke sollte einige markante Punkte haben. Die wichtigsten Begriffe, die du lernen musst, verbindest du mit diesen Punkten – schreibe dir die Verknüpfung nicht nur auf, sondern stelle es dir bildlich vor. Nur so werden die Informationen gespeichert. Diese Methode bezieht beide Gehirnhälften beim Lernen ein.

Kritisiert wird an dieser Lerntechnik, dass sie nur auf wenige Lernstoffe aus der Realität wirklich angewendet werden kann. Komplexe Sachverhalte oder Diskussionen kann man mnemotechnisch kaum erfassen. Gut geeignet sind Mnemotechniken beispielsweise für Listen von nicht allzu komplexen Fakten und Begriffen.

Die Fünf-Schritt-Methode

Jeder Prüfling muss Bücher wälzen und Aufsätze verstehen. Auch hierbei sollte man strukturiert vorgehen, um den Berg von Literatur nach und nach bewältigen zu können. Die bekannte Fünf-Schritt-Methode (oder SQ3R-Methode) kann eine nützliche Herangehensweise an das effiziente Lesen von Texten sein:

Sichten

Zunächst gilt es, einen Text in Bezug auf relevante Inhalte zu überprüfen. Der Titel, die Einleitung, Zwischenüberschriften und das Fazit geben meist Aufschluss darüber, ob ein Text wichtige Informationen für das Prüfungsthema enthält. Das Sichten ist also wichtig, um Texte nach Priorität für die Lernphase zu gewichten.

Fragen stellen

Wenn du nun also einen Text als wichtig ansiehst, solltest du einige Fragen formulieren. Was erwartest du von dem Text? Welche Informationen wird der Text vermutlich liefern und was interessiert dich besonders?

Lesen

Aktives Lesen ist gefragt. Das bedeutet, dass du im Text nach Antworten auf deine Fragen suchen, aufmerksam Schlüsselwörter erfassen und neue Ideen aufnehmen solltest. Lies Abschnitt für Abschnitt langsam durch und wiederhole Absätze, die du nicht auf Anhieb verstehst. Mach dir Notizen zu wichtigen Thesen und fasse relevante Teile zusammen.

Rekapitulieren

Wenn du versuchst, das Gelesene einige Stunden oder einen Tag später wiederzugeben, wird es schnell im Gedächtnis haften bleiben. Formuliere die Inhalte in eigenen Worten, spreche sie laut vor dir hin und schreibe sie nieder.

Rückblick

Anschließend betrachtest du den Text noch einmal als Ganzen und vergewisserst dich, dass du die Inhalte verstanden und Unklarheiten beseitigt wurden. Konnten deine Fragen durch den Text beantwortet werden? Fasse die wichtigsten Thesen zusammen und stelle das Gelesene grafisch dar.

Es gibt nie nur „die eine“ Technik, die für jeden Lerntypus und für jedes Thema passend ist. Probiere dich einfach mal durch und schaue, mit welcher Methode du am besten Lernen und dich an das Gelernte am besten erinnern kannst. Viele Wege führen nach Rom. Finde den, der zu dir passt.

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