Medizinstudium

Studienentscheidung Faktencheck: Medizinstudium

Ob Grey’s Anatomy oder Dr. House: Jedes Jahr träumen tausende Schulabgänger/innen vom Berufsleben als „Halbgott in Weiß“. Der Weg dorthin ist nicht immer Zuckerschlecken – hohe Zulassungsvoraussetzungen und ein straffes Vorklinikum lassen einige ambitionierte Jungärzte to be bereits auf halber Strecke scheitern. Wir haben uns das Medizinstudium mal etwas genauer angesehen.

Warum Medizin studieren?

Die Corona-Pandemie hat eindringlich zu Tage gefördert, was bereits seit Jahren absehbar ist – medizinisches Personal wird händeringend gesucht. Dabei fehlen nicht nur Hausärzte auf dem Land, auch in den Krankenhäusern werden gut ausgebildete Nachwuchskräfte knapp. Wer also einen zukunftssicheren Beruf mit guten Gehaltsaussichten sucht, sollte ein Medizinstudium in die engere Wahl nehmen. Auch ein Pluspunkt: das klare Berufsbild. Während sich viele Bachelor- und Masterabsolvent/innen beinahe ein ganzes Berufsleben lang fragen, was genau sie eigentlich „sind“, kannst du als Arzt/Ärztin locker einen Dr. med. aus der Tasche schütteln. Weitere positive Aspekte: du leistest einen wirklich wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, du studierst eines der spannendsten Fächer überhaupt (wer möchte nicht verstehen, wie der eigene Körper so tickt) und hast unheimlich viele Fachbereiche, aus denen du später wählen kannst. Darüber hinaus kannst du dich auf eine relativ einfache Studienorganisation freuen, denn im Medizinstudium gibt es – anders als etwa in den Geisteswissenschaften – einen festen Stundenplan, der Semester für Semester abgehakt werden muss.

Voraussetzungen

Zu den Voraussetzungen, um in Deutschland Medizin studieren zu können, gehört zunächst eine Hochschulzugangsberechtigung, sprich das Abitur. In einigen Bundesländern können auch Fachabiturient/innen mit entsprechender Weiterbildung Medizin studieren. Infos hierzu findest du auf hochschulstart.de. Lange Zeit galt außerdem der Numerus Clausus als die Hürde auf dem Weg zum medizinischen Studium – und war mit über 1,3 für viele unerreichbar hoch. Wer weiter am Traum vom Arztberuf festhielt, musste oft mehrere Jahre Wartezeit in Kauf nehmen. Seit dem Sommersemester 2020 gelten jedoch neue Regeln. Die Zulassungsvoraussetzungen setzen sich nun zusammen aus:

  • Abiturnote (wie bisher)
  • Auswahlverfahren der Universitäten (z.B. Eignungstests)
  • Eignungsquote (neu ab 2020)

Die Eignungsquote deckt neue, erweiterte Kriterien ab. So wird zum Beispiel berücksichtigt, ob jemand bereits eine Ausbildung im medizinischen Bereich absolviert hat oder einen medizinischen Beruf ausübt, wie Gesundheits- und Krankenpfleger/in. Während einer Übergangszeit sind die Wartesemester momentan zwar weiterhin relevant, werden aber mehr und mehr an Bedeutung verlieren.

Daneben ist es natürlich auch möglich, Medizin an einer privaten Hochschule oder im Ausland zu studieren. Die Zugangsvoraussetzungen für Student/innen aus Deutschland sind hier meist etwas geringer, dafür sind die Kosten oft deutlich höher. Außerdem sind nicht alle Medizinstudiengänge im Ausland auch in Deutschland anerkannt. Hier solltest du dich vor Beginn unbedingt an der Hochschule deiner Wahl informieren.


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Ablauf und Dauer

Wer Medizin studieren möchte, kann sich direkt auf eine vergleichsweise lange Studiendauer einstellen – je nach Bundesland und Hochschule werden für ein erfolgreich absolviertes Studium ca. 12 bis 13 Semester angesetzt.

Der Ablauf des Medizinstudiums unterteilt sich grundsätzlich in drei Teile: Vorklinik, Klinik und das praktische Jahr. Die Vorklinik dauert zwei Jahre und soll die theoretischen Grundlagen vermitteln. Hier paukst du vor allem physikalisches sowie chemisches Basiswissen.  Der klinische Teil dauert drei Jahre und widmet sich der theoretischen wie auch praktischen Ausbildung in der klinischen Medizin. Im sechsten und letzten Teil des Medizinstudiums wird das praktische Jahr durchgeführt. Allen drei Studienabschnitten schließt sich eine Prüfung an – das sogenannte dreiteilige Staatsexamen:

  • Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (Physikum) zum Ende der Vorklinik (nach dem 4. Semester)
  • Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (Hammerexamen) zum Ende der Klinik (nach dem 10. Semester)
  • Dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung mündlich/praktischer Teil nach dem praktischen Jahr (nach dem 12. Semester)

Im klinischen Teil des Studiums ist ein Praktikum durchzuführen, die sogenannte Famulatur; sowie zum Abschluss des Studiums das Praktische Jahr. Die Famulatur teilt sich in drei Pflichtabschnitte von jeweils 30 Tagen. Diese können in verschiedenen Fachbereichen absolviert werden – etwa beim Hausarzt oder in der Chirurgie. Das praktische Jahr findet im letzten Jahr des Medizinstudiums statt und unterteilt sich in drei Pflichttertiale (Innere Medizin, Chirurgie, Wahltertial).

Wurde das Studium erfolgreich abgeschlossen, wird den Mediziner/innen die Approbation erteilt und man darf den Berufstitel „Arzt“ tragen. Dessen ungeachtet setzt der Doktortitel eine medizinische Doktorarbeit mit entsprechender Dissertationsprüfung voraus. Allerdings können Medizinstudent/innen bereits mit der Doktorarbeit beginnen, während sie noch studieren. Dies macht es einerseits etwas einfacher, den Titel Dr. med. zu erlangen, andererseits kann die Doppelbelastung gerade in den letzten beiden Semestern äußerst anstrengend werden, da mit ihnen das abschließende Praxisjahr in dem jeweils gewünschten Fachbereich beginnt.

Studieninhalte

Im vorklinischen Teil werden die sozialen und biologischen Grundlagen vermittelt, die für eine spätere Tätigkeit als Arzt/Ärztin erforderlich sind. Dabei geht es in erster Linie darum, die Anatomie des menschlichen Körpers, seine physiologischen Funktionen und biochemischen Zusammenhänge zu verstehen. Auf dem Stundenplan stehen unter anderem Biochemie, Physik und medizinische Soziologie. Im Rahmen der Anatomiekurse müssen Student/innen auch einen Sezierkurs („Präpkurs“) absolvieren. Hier lernen sie anhand einer menschlichen Leiche die makroskopische Anatomie des Bewegungsapparates (Knochen, Muskeln und Gelenke), die Anatomie der inneren Organe und den Aufbau des peripheren und zentralen Nervensystems kennen.

Im klinischen Teil stehen dann endlich Krankheiten und Heilungsmethoden im Fokus. Die Inhalte umfassen von Allgemeinmedizin über Chirurgie bis hin zur klinischen Chemie alle denkbaren Ausprägungen des Arztberufes. Im ersten Abschnitt der Klinik werden abgedeckt: medizinische Mikrobiologie, allgemeine Pathologie, klinische Chemie, Pathophysiologie und -biochemie, Radiologie, allgemeine Pharmakologie, medizinische Biometrie, Anamnese und klinische Untersuchung, der Notfallkurs, die Geschichte der Medizin, Humangenetik sowie Immunologie.

Im zweiten Abschnitt des klinischen Teils werden Inhalte vermittelt, die sich an den ärztlichen Fachrichtungen orientieren, wie Allgemeinmedizin, Anästhesiologie, Augenheilkunde, Chirurgie, Dermatologie, Gynäkologie, HNO, Innere Medizin, klinische Pharmakologie, Klinische Radiologie, Neurologie, Orthopädie und Unfallchirurgie sowie viele weitere. Außerdem beinhaltet der zweite Studienabschnitt die Famulatur.

Im dritten und letzten Abschnitt des Studiums findet das praktische Jahr statt. Während man in den ersten zehn Semestern sehr viel Zeit mit Theorie und Lernen verbracht hat, darf man nun endlich viele praktische Aufgaben ausführen und richtig „herumdoktern“. Ihr lernt etwa Blut abnehmen oder das Führen von Patientengesprächen.

Finanzierung

Wie in jedem anderen Studiengang auch, werden für ein Medizinstudium die „klassischen“ Ausgaben fällig – Miete, Lebenshaltungskosten, Studienunterlagen und Co. Der Unterschied: während viele Student/innen bereits nach etwa 10 Semestern in Lohn und Brot stehen, müssen sich angehende Mediziner/innen erst noch durch das – meist unbezahlte – praktische Jahr quälen. Wer kein (oder nicht genug) Bafög erhält, muss daher oft auf die Unterstützung der Eltern zurückgreifen und zusätzlich einen Nebenjob annehmen, der idealerweise die Kenntnisse des Studiums weiter vertieft. In Frage kommt hier beispielsweise eine Tätigkeit als Hiwi am Lehrstuhl, als Tutor im Repetitorium oder als Präp-Assistenz im Anatomiekurs. Wer lieber schon mal Krankenhausluft schnuppern möchte, kann sich auch als Hakenhalter im OP verdingen – aber aufgepasst: das ist körperlich anstrengende Arbeit!

Auch die Bewerbung für ein Stipendium kann sich lohnen! Hier kommt es – anders als gedacht –nicht (nur) auf Top-Noten an. Auch soziales oder politisches Engagement sowie persönliche Dinge können den Ausschlag geben. So unterstützt die Hartmann Stiftung „Ärzte helfen Ärzten“ beispielsweise verwaiste Kinder von Ärzten. Unter e-fellows.net findest du weitere Stipendien.

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Top Unis

Das Centrum für Hochschulentwicklung befragt regelmäßig Student/innen zu ihrem Medizinstudium und leitet daraus ab, an welcher Hochschule sich besonders gut studieren lässt. Zu den Bewertungskriterien gehören die Anzahl der Student/innen im Fachbereich, die allgemeine Studiensituation sowie das Lehrangebot (unter anderem inhaltliche Breite, internationale Ausrichtung und Interdisziplinarität.  Das ist die Top 5 im CHE-Ranking 2020/21:

  1. RWTH Aachen
  2. Universitätsklinikum Lübeck
  3. Westfälische-Wilhelms-Universität Münster
  4. Ruprecht-Karls-Universitätsklinikum Heidelberg
  5. Klinikum rechts der Isar, München

Alternativen zum Studium

Es muss nicht immer das Berufsbild des Allgemeinmediziners sein, wenn der Wunsch besteht, Menschen zu heilen. Stattdessen kannst Du den Fokus von Anfang an auf ein Teilgebiet der Medizin legen. Nach Abschluss dieser Studienfächer ist der regelmäßige Patientenkontakt garantiert gegeben, wie bei Ärzten auch. Interessante Optionen können sein: Augenoptik/ Optometrie, Hörakustik, Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie, Orthopädiesanitäter oder Notfallsanitäter. Auch die Bereiche Sport und Ernährung haben mit der Gesundheit von Patienten zu tun und sind eine denkbare Alternative zum Medizinstudium. Dazu zählen Fächer wie Ernährungs- oder Sportwissenschaft.

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