Studieren im Ausland Galgenhumor: Wie deutsche Student/innen das Brexit-Chaos erleben

Abwarten und Tee trinken, etwas anderes bleibt deutschen Studenten, die momentan in Großbritannien sind, nicht übrig. Fünf Geförderte der Deutschen Bildung erzählen, wie sie die letzten Wochen vor dem Brexit erleben.

Lisa Purk studiert Food Safety, Hygiene and Management an der University of Birmingham und für sie hätte der Brexit fast schon vor dem geplanten Austrittstermin Großbritanniens aus der EU konkrete Auswirkungen gehabt. „Es ging so weit, dass ein ganzes Modul Food Security gestrichen werden sollte, da ja die europäischen Gesetze nicht mehr gelten werden. Weil unser Jahrgang aber zum größten Teil international vertreten ist, hat das Modul dann doch stattgefunden.“ Sie sagt, dass sie persönlich noch keine Brexit-Befürworter getroffen hat und ihre Professoren das ganze Brexit-Chaos nur noch mit Galgenhumor nehmen.

„Wer die Chance hat – machen!“

Trotz der Unsicherheit über den Ausgang der Verhandlungen, plant Lisa, ab September ihren PhD in England zu machen. „Erst habe ich mich nicht dafür beworben, aber das Thema ist genau das, was ich machen möchte und daher nehme ich die Unsicherheiten jetzt einfach in Kauf und werde das ganze mal auf mich zukommen lassen.“

Anderen Studenten, die sich nicht sicher sind, ob sie ein Auslandssemester in Großbritannien planen sollen, rät sie: „Wer dieses oder nächstes Jahr noch die Chance dazu hat – machen! So lange wird man auf jeden Fall noch als EU-Student gehandelt und muss nicht die teuren Studiengebühren der internationalen Studenten bezahlen. Andererseits sind die britischen Universitäten natürlich auch weiterhin an Studenten aus der EU interessiert. Daher kann ich mir vorstellen, dass die Universitäten sich da noch was einfallen lassen, um auch weiterhin innerhalb Europas konkurrenzfähig zu bleiben.“

„Lasst euch nicht stoppen!“

So wie Lisa sieht es auch Annemarie. Die letzten Wochen haben sie etwas beunruhigt und sie hofft, dass sie ihr Studium an der Cardiff Metropolitan University ohne negative Einflüsse beenden kann. Trotzdem sollte ihrer Meinung nach jeder, der es möchte, die Chance nutzen, in Großbritannien zu studieren. „Ich würde grundsätzlich immer ein Auslandssemester in Großbritannien empfehlen, vorausgesetzt die finanzielle Lage erlaubt es. Deshalb bin ich dankbar von der Deutschen Bildung unterstützt zu werden, die mir den Traum vom Studium in Großbritannien ermöglicht hat.“ Sie sieht die Zeit nach dem Brexit pragmatisch: „Die Erfahrung eines Auslandssemesters wird sich ja im Grunde genommen nicht verändern, hoffentlich nur die Wartezeit am Flughafen! Falls der Traum also besteht, lasst euch nicht vom Brexit stoppen!“

Etwas vorsichtiger ist Lena Kämmer, die in Preston an der University of Central Lancashire Wirtschaftswissenschaften studiert. Sie nimmt die Menschen vor Ort als sehr besorgt wahr, vor allem aber die Professoren und Unternehmensleitungen. „Firmen, mit denen ich gesprochen habe, sind sauer, enttäuscht und haben auch etwas Angst, was die Zukunft betrifft, da auch viele Standorte im Ausland haben“, erzählt sie.

Hoffen auf zweites Referendum

Die 25-Jährige wünscht sich ein zweites Referendum, weil sie glaubt, dass es bei einer erneuten Abstimmung zu einem ganz anderen Ergebnis kommen würde. Sie glaubt, dass deutsche Studenten, die in Großbritannien studieren möchten, mit ihren Auslandsplänen warten sollten. „Da die Regierung sich nicht einigt und alles wieder verschoben werden soll, würde ich Studenten, die ein Auslandssemester in Großbritannien planen, raten abzuwarten oder die jeweiligen Unis direkt zu kontaktieren, da diese dann genaue Auskunft erteilen können.“

Noch ziemlich entspannt sind bisher Malte Reckendrees und seine Kommilitonen in Manchester. „Niemand macht sich ernsthaft Sorgen, dass wir das Land vor Ende des Studiums verlassen müssen oder sonstige schwerwiegende Probleme auftreten könnten. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass der Präsenzteil des Studiums bereits im Juni endet und ich, wie viele meiner Kommilitonen, plane, das Master-Abschlussprojekt außerhalb von Manchester zu absolvieren.“ Ein bürokratisches Hindernis muss er möglicherweise trotzdem lösen: Seine deutsche Krankenkasse hat angekündigt, ihn ab dem tatsächlichen Austrittsdatum nicht mehr versichern zu können. Trotz des spürbaren Frusts der Einheimischen über die Brexit-Endlosschleife, gefällt ihm das Studium im Vereinigten Königreich sehr gut und er hofft, dass insbesondere die herausragende internationale Ausrichtung der Universitäten, wohl auch nach dem Brexit bestehen bleiben.

Unis geben Halt

Dass die Unis ihre Internationalität beibehalten wollen, davon ist auch Victoria Timpe überzeugt. Sie studiert Internationale Beziehungen an der University of Sussex und ist froh, dass die Uni den europäischen Studenten ihren Rückhalt zusagt. „Unser Vizepräsident hat erst letzte Woche eine Rundmail geschickt in der er wiederholt betont, wie wichtig die Internationalen und EU-Studenten für die Uni sind und dass sie alles Machbare tun werden um unser Studium normal fortführen zu können“, berichtet Viktoria. Sie macht sich mehr Gedanken darüber, welche Auswirkungen der Brexit auf die Versorgung mit Lebensmitteln und auf die Qualität von Trinkwasser haben wird. „Trotzdem kann ich zukünftigen Studenten nur dazu raten, sich raus zu wagen. Ein Studium oder Semester im Ausland ist das Beste, was einem passieren kann.“

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